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Klein Breese 1932-1944
Geschichte einer allzeit "mobilen" Familie

Fotos und Informationen von Irmgard Schierarend

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Im Wendland waren nicht alle Familien so ortsgebunden, wie es in manchen Geschichten den Eindruck macht. Mobilität bezüglich Wohnort und Flexibilität bezüglich Beruf sind keine neue Erfindung.

 
Ausgangspunkt ist der Stellmacher Heinrich Baark, der am Anfang des Jahrhunderts seine große Familie mit acht Kindern besonders mit viel Arbeit beim Grafen von Bernsdorf ernährt.
1929 wohnt er als Altenteiler in Gartow Nr. 21 und sein Sohn Heinrich Baarck jun. hat die Stellmacherwerkstatt unter selbiger Adresse übernommen.

Ein weiterer Sohn, August Baark (geb. 1890), hat ebenfalls Stellmacher gelernt, aber er erkennt frühzeitig, dass es sinnvoll für die Zukunft ist, sich nach anderen Berufen umzusehen. Zunächst erhält er eine Stelle als Polizist in Schwerin. Über seine Zeit dort ist nichts bekannt, aber er holt sich eine Frau aus Klein Breese.

Frieda Günther, geb. 1897 in Klein Breese, hat schon einen Sohn (Hermann Günther), als sie August Baarck in Schwerin heiratet. Eine Tochter Irmgard wird in Schwerin geboren und sie wird unsere Zeitzeugin, die diese Fotos und Daten zur Verfügung stellt.
1925 zieht es August und Frieda Baarck mit Familie wieder in die Heimat. Herr Baarck hat inzwischen seinen Beruf gewechselt und das Bäckerhandwerk gelernt.


August Baark

 


Frieda Günther etwa 1915 in Klein Breese

Es gelingt Familie Baarck 1925 in Gartow eine Bäckerei zu bauen. Bei Fertigstellung wird ein Foto gemacht, auf dem wir auch die Tochter Irmgard sehen. Die Bäckerei floriert und so finden wir im Adressbuch von 1929 den Eintrag: August Baarck, Bäckermeister, Haus Nr. 129.
 

Dabei bleibt es aber nicht lange. Denn 1932 wird deutlich, dass die Günthers in Klein Breese (Frieda Baarcks Eltern) ihren Hof nicht mehr allein bewirtschaften können.  Familie Baarck gibt die Bäckerei in Gartow auf und zieht nach Klein Breese Nr. 15 (heute16). August Baarck wird nun hauptberuflich Landwirt. Seine vier Töchter wachsen auf dem Hof mit den Großeltern auf.

Irmgard Schierarend, geb. Baarck, erzählt gern in plattdeutschen Versen von ihren Großeltern:


Klein Breese Nr. 3. - Frieda Baarcks Bruder, Hermann Günther, hat die Hoferbin von Nr. 3 in Klein Breese, Wilhelmine Scharfbier, geheiratet und führt diesen Hof.

 

Zum Vorlesen Klick hier: Ton

Slarn = hölten Tüffel = Holzpantoffeln, das tägliche Schuhwerk bei allen Arbeiten.

 


Viel Spaß hat die Jugend in der "Karp(f)enkuhle" von Klein Breese (außerhalb vom Dorf gelegen).
"Da haben wir viel gebadet. Es gab da viele Wollhandkrabben."

 
Zum Vorlesen Klick hier:
Ton

"Tüffeln" heißen nicht nur die Pantoffeln sondern auch die Kartoffeln.
"Pelltüffellaak" = ein Tuch/Laken, das auf dem Tisch ausgebreitet wurde. Darauf wurden die Pellkartoffeln geschüttet, von denen sich jeder bediente. Man stippte dann seine Kartoffel in die  gemeinsame Pfanne mit Fett in der Mitte des Tisches.

 

Irmgard (links) mit ihren drei Schwestern, von denen zwei später in entfernte Regionen ziehen. Adelgunde heiratet in Klein Breese auf den Namen Saatmann.

Irmgard Baarck (rechts) mit " de jung Lüüt von Lütt Brees". (1938)
 


Gastwirtschaft von Heinrich Tietke


Schulhaus

 
Einige Jahre gehen die Mädchen in Klein Breese zur Schule und verleben eine unbeschwerte Kindheit.
 
Aber schon 1938 zieht Familie Baarck wieder um, zunächst an einen Ort, der den Nachkommen nicht mehr in Erinnerung ist. Die Ländereien von Hof 15 werden verpachtet.
August Baarck wird gleich zu Beginn des Krieges eingezogen und ist bei der Besetzung Polens dabei. Es ist ihm aber zuwider, am Krieg teilzunehmen und es gelingt ihm, mit seiner ersten Ausbildung als Polizist von der Wehrmacht weg und auf einen sicheren Posten bei der Polizei in Salzhausen zu kommen.


1938 auf dem Dorfplatz in Klein Breese.

 


Hermann Günther mit Familie.


Hermann Günther

Else Baarcks ältester (uneheliche) Sohn Hermann Günther hat weniger Glück. Er wird 1944 unfreiwillig zur SS einberufen (oder von der Wehrmacht zur SS überstellt??). Seine Einheit ist in Tschechien stationiert. Sein letzter Urlaub ist der Schwester Irmgard Schierarend heute noch lebhaft in Erinnerung. Er ist sehr aufgebracht und ohne konkreter zu werden, deutet er an, er wisse, dass er nach dem Urlaub ganz fürchterliche Dinge machen müsse. Aber er werde das nicht mitmachen.
Nach seinem Urlaub gibt es keine Nachricht mehr von ihm. Er gilt als vermisst. Die Familie nimmt an, dass er dann tatsächlich Befehle nicht befolgt hat und wegen Befehlsverweigerung oder als Deserteur umgebracht worden ist.
 

Dieses Schicksal hat Irmgard Schierarend ihr Leben lang nicht losgelassen. Als ihr Sohn 1968 den Kriegsdienst verweigern will, herrscht noch ein Geist in der Gesellschaft, der Kriegsdienstverweigerung trotz gesetzlicher Grundlage schier unmöglich macht. Der Sohn sitzt deshalb in Munster im Arrest, weil er keinen Dienst mit der Waffe machen will. Die Mutter wird zu einer Anhörung geladen und dabei stellt sie die Erlebnisse und das Schicksal ihres Halbbruders drastisch dar und erkämpft damit die Anerkennung ihres Sohnes als Kriegsdienstverweigerer.

 

Foto: Rudolf Günther, geb. 1900 in Klein Breese, ist im Krieg bei der Marine in Wilhelmshaven. Er überlebt den Krieg, stirbt aber kurz danach an einer simplen Angina, weil es kein Penicillin gibt.

Wir lassen Irmgard Schierarend auf den Seiten über die 50er Jahre von weiteren Ortswechseln der Baarcks weitererzählen.

In der Tour beschränken wir uns auf der nächsten Seite ganz auf gelungene Fotografenaufnahmen von Personen ohne dazugehörige Geschichten, weil diese nicht bekannt sind.
Eine Seite voller Fragen an Menschen aus Hitzacker: "Who is?"

Hitzackeraner um 1940

 

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