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Aufgewachsen auf dem Land. Historische Aufnahmen und Geschichten über Damals im Wendland. Der Landkreis Lüchow Dannenberg als Beispiel für das Leben auf dem Lande im 20. Jahrhundert.

 

 

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Anmerkung zum Plattdeutsch.
Lydia hat in ihrem Plattdeutsch geschrieben, das oft ins Hochdeutsch überging. Schon in ihrer Kindheit wurde in ihrem Haus das Platt zunehmend abgeschwächt, da es viel Kontakt zu Hochdeutsch sprechenden Kreisen gab. Beim Schreiben hat sie sich bemüht, ins Platt ihrer Kindheit wieder reinzufinden. 
Das Plattdeutsche hat viele Varianten. Regional gibt es deutliche Unterschiede. Schon im Landkreis Lüchow-Dannenberg lassen sich mehrere Räume unterscheiden. Die folgenden Texte  "Weihnachtszeitt" hat Frau Christensen aus Warpke auf reineres Platt korrigiert und dabei ihr Platt aus der Swienmark verwendet.

As ick lütt wär, dor wär de Wihnachtsstied ja ganz anders as Hüttoudag. Dor gäv dat noch keen Superladen, wo dat schon in Oktober Wihnachtssoaken to kööpen gifft. Erst Dag na Doodensönndag güng dat dormit los. Wi woanen in een Dörp und han een Loaden. De Lüüd bruken sick nich fein to mooken, wenn see inkööpen wolln. Se kämen mit Schört und Schlorn. We harn aals in uns Loaden, wat man sick denken kann, vör uns Döör ok Dannenbööm to Wihnachten. Uns Papa ha jümm anplant. 3 Wäken ver de Fest wörn se sloan und mit Peer und Woagn na Huus bröcht. Ick wär noch lütt und güng noch nich noa Schoul. Doarüm derver ick mit na Soltweddel to Markt. Anner Dach güng dat in Düstern los. Mama har mi warm antreckt mit dick Strümp und dick Unnerrock, de ha us Däinstdeern mi knütt und mit Parchenkleed, Mantl, Hanschen und Mütz wör ick in Stroh packt. Wär dat een Küll doamoals! Wi föhren mit uns Peer und Woagen up Sommerweg. Autos gäiv dat keen up de Stroat. Dat wär ganz schön wiet von uns bett Soltweddel. We bruken 3 Stunn. As wi dor wärn, töövern de Lüüd all up uns. Mama ha noch secht, ick schöll man in warm Kroug gahn und een Brüh drinken, domit mi nicht früsst, Doch mi möck de Wihnachtsboomverkoop soon Spoaß, dat ick bie Papa bläiv. He sä: "Nümm du man de lütt Bööm und dreih die dormit rümm, dat de Kööper de Boom von all’ Sieten süüt". Toerst wärn wi aal de schön Bööm los. Oaver de lessen han aal een Fähle’. Doarum sään de Lüü: "oh, düss Boom is ja kugelrund, dor hev ick ja garnicht so veel antohangen". Doch Papa wusser Roat: 'Dat is doch garnicht leeg. Doar nimmst du de Soag und snittst Twiegen aff, de di to veel sünd. Kieck mal, ick wies di dat". Und ganz fix ha eh een fein Boom herzaubert. Dör röp een anner: "Düss Boom is schön groot, oaver de is veel to dünn, dor välen ja överall noch Twiegen. Wo schall ick dor all de Kugeln und dat Glitzerkram loaten?" Papa nöihm de Bohrer in Hand und sä: "Nu pass up, wie dat moakt watt. Hier bohrst du Löcker in und setzt de Twiegen rin. Ick geev di all de Twiegen mit. Schasst moal seen, watt doarut värn fein Boom ward. Köst uck 10 Pennj’n wenige!" Naja, und denn wärn dor noch de Bööm mit de scheev Spitz. Ick däch so sacht vör mi, wat he dor woll mit anstellt. Oaver nix eenfacher ass datt. ' Denn’ stellst du up de Kommood so henn, dat dat Scheeve gor nicht to säin is. Wenn du em schön antreckt hast, maakt keen een, dat eh nicht groad wussen ist. Ja, sühstwoll, en Boom kann man schön moaken, oaver wi Minschen mütten so blieben wie Gott uss schaffen hat! " As wi denn an Meddag ran wären, köim de gaaz arm’ Lüüd. De könn’ sick keen Boom köpen. Papa kenner jümm. Se kreegen de Boom mit Twiegen und noch Appeln und Beern schenkt. Nu könn’ se uk Wihnachten fiern. As wi uss in Kroug upwarmt und Afgekookte äten harn, güng dat werra noa Huus. Hinner de Boahnschien’ in Lübbow könn’ wi sloapen, de Peer bröchen uss siche’ noa Huus. Dat gäiv noch vööl to doun in de Wihnachtstied. En Schwien schöll noch slacht warn. Uck de Göis und Anten, und de mössen ok noch ruppt warn. Wenn hüüt mannigeen seegn dait, fröiher wär dat alens väl schöne’ und ruhige’, dor kann ick nich toustimmen. Uns Öllern müssern sick wat avmerachen in Winte’ wie in Somme’. De hahn garkeen Tied hat tou Fernsehen und mit de Autos rümmtokarjohlen. Se wärn froh, wenn se Heiligoabend ut de Gedicht von Knecht Ruprecht seggen könn’: "Alt und Jung sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruh'n!"

Wihnachten bi uns to Huus

Je öller wi sünd, je mehr denkt wi an fröiher torüch. Graad in de Wihnachtstied komen uns de däipsinnig Gedanken. Min Öllern harn een Loaden, Kroug und Buernwirtschaft. Dag no Doodensönndag, keen Dag eher, wöör uns Clubzimmer Utstellungsruum vör all dat Speelkraam und Dannenboombehang, wat to Wihnachten verköfft warn schöll und in Loaden keen Platz har. Ick har dat goud, künn mi all Daag allens ankieken; Poppen mit und ohne Sloapogen in Karton mit Gummiband fast moakt. Genauso de feinen Poppenstuvmöbel, groot und lütt Poppenstuven, Koopmannsloaden mit de Woaren in ganz lütt Pakete dortou. Isenboahn toun Uptrecken. De löip jümmers in Kreis rümm. Boukasten, Speele und vör de grood Jungs een Dampfmeschin. Up uns Hoff verkööper uns Voader Dannenbööm. Nich bloß wi harn veel Arbeit to de groot Fest, ok all de andern Lüüd. Jedereen slacht een Swien, Göis und Anten und in jeder Huus wöör backt: Bodderkouken, Appelknüst, Honnigkouken und Päpernööt. Dormoals sä man: "To Wihnachten backt Jedermann, to Ostern wer kann, doch to Pingsten nur de rieke Mann!" 
Wenn denn endlich Heiligavend ran wär, güngen wi Schoolkinner alltohoop to Fout von Grabow na Plate to Kerk. In Lindenallee tööven schon de Kinner von Obergut und Boahnhoff. De Jungs pesen vörweg, köimen denn mit eenmaal ut Groaw sprungen und wollen uns vejoagen. Wi Deerns sungen all die Wihnachtsläider, de wi bi uns Lehrer lehrt harn, bett wi in Plate ankomen wärn. In Kerk wärn all de Konfirmanden doarbi de Talglichte’ an de 2 groot Wihnachtsbööm antosticken. Wi setten uns up de Bank. An een Siet de Deerns und Fruns und an anner Siet de Jungs und Kerls. De Bööm weern wunnerschön antokieken. Wenn denn uns Pastoor de Wihnachtsgeschicht vörlesen dä, denn wär Heiligavend. Harn wi denn no de Andacht `Oh du fröhliche, oh du seelige" und "Stille Nacht, heilige Nacht" sung’n, lööpen we so drall wi könn’ na Huus. 
Dor gäiv dat nu Gröönkohläten mit Affgekookte, extroa in Lüchow bi Schlachter köfft. Und denn kümmt de Wihnachtsmann. Bloß bi uns wär datt noch lang nich so wiet. Uns Loaden wär full. De Lüüd wärn von Kerk noch na uns toun Inkööpen koam’. Uns Mudder fraier sick, dat se noch Dannenboomspitzen, Kugeln, Lametta, Wunnerkerzen und so mannig Geschenk los wöör. As al weg wärn und wi de Döör tousluten wolln, wär noch een Gast in Gaststuuv de nich na Huus woll. All dat Toureden und Betteln hölper nich. Wi löiten em sitten und güng’n nu dorbi von de Utstellungsruum uns Wihnachtsstuuv hertorichten. Up Hoff wärn noch Kerls, de een Wihnachtsboom söicken. De harn ok nich eher Tied hat, denn doamoals müssen se noch bett Heiligavend arbei’en. Vör uns har Papa schon rechttiedig een Boom torüchstellt. Min Brouder moakt em up Fout und bröcht em noa Stuuv.
 Oaver oje mi nee, oje mi nee, watt wär denn mit de Boom los? De stünk ja ganz bannig noa Mess. "Papa, wat hast du denn dormit moakt?" Ick hevv em in Swienstallgang torüch stellt hat, süss harn wi keen Boom mehr affkräg’n!" Nu nöihm wi de Boom wedder na buten und duschen em mit Woader aff. In Köök loten wi em affdröppen, süss harn wi glieks Istappen an Boom hat. Min Schweste’, min Brouder und ick kleedern nu endlich de Boom an . 
As wi denn äten harn und de Wihnachtsmann mit de wunderbaren Geschenken koim, wär Middernacht. Al wärn möid von de veele Arbeit, oaver ick wär hellwach und speeler mit de fein Himmelbett und de nie Popp. Vör min grood Poppenstuuv har ick nie Möbel kreegen und richtig’ Lampen, de an Batterie ansloaten wörn. Anner Dag güngen wi Kinner von Huus to Huus Wihnachtsbööm und Geschenke bekieken. överall kreegen wi wat to Naschen. Am Schönsten wär de Boom bi uns Noaber Wolfrath, de dreier sick und spööler Wihnachtslaider.

Bescherung up’m Untergut

Nu köim noch gaaz wat Besonners. Dat gäiv dat bloos bi uns in Grabow. Twischen de Fierdaag wöörn all Schoolkinner (8 Joahrgäng’) mit uns Lehrer bi von Platos up Untergut inloadt. Fru Baronin, de ehr Öllern een Speeltüüchfabrik in England harn, woll uns beschenken. In ehr Lüüderuum bekööm wi von ehr Mamsell sülvst backt Wäitenstuten und Kakao. Denn güngen wi in de grood Stuuv, wo de ganze von Plato Familie uns begrüßt. Dor stünn een ganz groot Wihnachtsboom wie inne Kerk. Wi stellen uns in Halvkries dorvör und sung’n -und sään Gedichten up. Stillkens schäilt wi noa de langen Dische mit de veelen so schön verpackt’n Geschenke. Nun kööm de Bescherung. Jeder Kind kräich 3 Geschenke: 1 groot, 1 lütt und een Wihnachtstüüt. Doch denn kööm noch wat ganz Schönes. Barbara, de Dochte’ wies mit ehr Heimkino, LaternaMagica, Märchenbiller und verteller de Geschicht dortou. Se har soon fein Stimm, dorinn weer ick ganz veläivt und wer ganz truurig, wenn de Kino to Enn wöör. Up uns Nohuswech möken wi veel Larm mit alls wat Krach möik und wat wi kreegen harn. Dor künn sick nu de ganze Dörp mit uns freien.

Weihnachtszeit in meiner Kindheit (keine direkte Übersetzung)

Als ich klein war, da war die Weihnachtszeit ganz anders als heutzutage. Da gab es noch keinen Supermarkt, wo es schon im Oktober Weihnachtssachen zu kaufen gibt. Am Tag nach Totensonntag ging das damit los. Wir wohnten im Dorf und hatten einen Laden. Die Leute brauchten sich nicht fein zu machen, wenn sie einkaufen wollten. Sie kamen mit Schürze und Pantoffeln. Wir hatten alles im Laden, was man sich denken kann, für unser Dorf auch Tannenbäume zu Weihnachten. Vater hatte sie gepflanzt. Drei Wochen vor dem Fest wurden sie geschlagen und mit Pferd und Wagen nach Haus gebracht. Ich war noch klein und ging noch nicht zur Schule. Darum durfte ich mit nach Salzwedel zum Markt. Morgens ging es schon im Dunkeln los. Mutter hatte mich warm angezogen, mit dicken Strümpfen und warmem Unterrock, die hatten unsere Dienstmädchen mir gestrickt und mit Kleid, Mantel, Handschuhen und Mütze wurde ich in Stroh gepackt. War das eine Kälte damals! Wir fuhren mit Pferd und Wagen auf dem Sommerweg. Autos gab es keine auf der Straße. Es war ganz schön weit von uns bis Salzwedel. Wir brauchten 3 Stunden. Als wir ankamen, warteten die Leute schon auf uns. Mutter hatte mir noch gesagt, ich sollte man in einen warmen Krug gehen und eine heiße Brühe trinken, damit ich nicht friere. Doch mir machte das Weihnachtsbaumverkaufen einen solchen Spaß, dass ich bei Vater blieb. Er sagte: 'Nimm du man die kleinen Bäume und drehe dich damit rum, dass die Käufer die Bäume von allen Seiten sehen.' Zuerst waren wir alle schönen Bäume los. Die letzten hatten alle einen Fehler. Die Leute sagten: 'Dieser Baum ist ja kugelrund, da habe ich gar nicht so viel an zu verhängen. Doch Vater wusste Rat: 'Das ist doch nicht schlimm. Du nimmst eine Säge und schneidest Zweige weg, die dir zu viel sind. Schau mal, ich zeige dir das.' Und ganz schnell hatte er einen schönen Baum hergezaubert. Da rief ein anderer: 'Dies ist ein schöner Baum, aber der ist viel zu dünn, da fehlen ja überall noch Zweige. Wo soll ich da alle die Kugeln und den Glitzerkram lassen?' Vater nahm den Bohrer in die Hand und sagte: 'Pass auf, wie das gemacht wird. Hier bohrst du Löcher und setzt die Zweige rein. Ich gebe dir alle diese Zweige mit. Du wirst sehen, was das für ein feiner Baum wird. Kostet auch 10 Pfennig weniger! Und dann waren da noch die Bäume mit der schiefen Spitze. Ich dachte so bei mir, was er da wohl mit anstellen wird. Aber nichts einfacher als das. 'Den stellst du auf der Kommode so hin, dass das Schiefe gar nicht zu sehen ist. Wenn du ihn schön angekleidet hast, merkt keiner, dass er nicht gerade gewachsen ist. Ja siehst du, einen Baum kann man schön machen, aber wir Menschen müssen so bleiben, wie Gott uns geschaffen hat! So gegen Mittag kamen die ganz armen Leute. Die konnten sich keinen Baum kaufen. Vater kannte sie. Sie bekamen den Baum mit Zweigen und noch Äpfel und Birnen geschenkt. Nun konnten sie auch Weihnachten feiern. Als wir uns im Krug aufgewärmt und Abgekochte gegessen hatten, ging es wieder nach Hause. Nach dem Bahnübergang in Lübbow konnten wir schlafen, die Pferde brachten uns sicher nach Hause. Es gab noch viel zu tun in der Weihnachtszeit. Ein Schwein sollte noch geschlachtet werden. Auch die Gänse und Enten und die mussten auch noch gerupft werden. Wenn heute mancher sagt, früher war das alles viel schöner und ruhiger, da kann ich nicht zustimmen. Unsere Eltern mussten sich abrackern im Winter wie im Sommer. Sie hatten gar keine Zeit zum Fernsehen und mit dem Auto rum zu fahren. Sie waren froh, wenn sie Heiligabend aus dem Gedicht von Knecht Ruprecht sagen konnten: 'Alt und Jung sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhen!                                                                        Copyright Lydia Kulow

 

In der Tour verfolgen wir weitere Generationen der Familie Kraul etwas vorgreifend über einen längeren Zeitraum in

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